Projekt 2020 - Betonbecken
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Größe: Außenmaß 410 x 220/165 x 110 cm
Über viele Jahre war es ein Traum einmal ein XXL Becken mein eigen zu nennen. Nachdem ich mich über Monate im Netz mit
dem Bau von Großaquarien informiert habe, sollte es in 2020 soweit sein. Zwei Ausführungen standen zur Auswahl mit Stahlrahmen,
eingeklebten Multiplexplatten und einer Rhino Linings Beschichtung. Oder eben das Ganze in Beton. Im Netz konnte ich leider nur eine
Firma ausfindig machen, welche eine transportable Anlage für eine Rhino Linings Beschichtung besitzt. Das Angebot viel dementsprechend
hoch aus. Somit kam nur noch das Betonbecken in Frage. Das kann man mit etwas handwerklichem Geschick selbst ausführen.
Nachdem der vorhandene Fischbestand aus ca. 40 Aquarien untergebracht war, konnten wir mit der Demontage der Anlage beginnen. Hier
wurde ich von der Familie und Freunden sehr gut unterstützt.
Die alten Heizungsrohre wurden entfernt, denn die Becken wurden ja über die Zentralheizung beheizt. Die Holzverkleidung
inklusiv Dämmung abgerissen, die Fliesen aufgenommen. Der vorhandene Fliesenkleber wurde mit einer Betonfräse abgeschliffen.
Einige Stellen Putz mußten im Bodenbereich ausgebessert werden, hierfür wurde ein Reparaturmörtel für Schwimmbäder verwendet.
Diesen kann man auch bei noch feuchten Wänden einsetzen. Nach einem Grundieranstrich erfolgte ein kompletter Anstrich in weiß.
Nun sah der Raum schon recht ordentlich aus.
Für den Unterbau wurden Ytonsteine mit höherer Festigkeit und Styrodurplatten in 5 cm Stärke vom Baustoffhändler verwendet.
Diese wurden schon mal probehalber aufgestellt. Nun sah man erst mal die gewaltigen Dimension und mir wurde schon mal bange.
Damit das Becken später auf Temperatur kommt wurden 2 Heizkörper im Raum installiert. Gleichzeitig 2 weitere Anschlüsse für eine
Heizspirale im Filtersystem und einem RTL-Ventil für die Fußbodenheizung im Beckenboden berücksichtigt. Mittels Lasergerät wurden
die Steine in Waage aufgemauert und der Boden unter dem Becken mit Betonfarbe gestrichen. Um das Mauerwerk vor Kondeswasser zu
schützen wurden Styrodurstreifen mit Silikon an die Wand geklebt, anschließend die Styrodurplatten an Wand und Boden verklebt.
Dieser Zwischenraum erzeugt einen Kamineffekt und hinterlüftet gleichzeitig das Becken. Ohne diese Hinterlüftung hätte man eine
Kältebrücke und die Bildung von Kondenswasser, was das Mauerwerk auf Dauer zerstören würde.
Aus 22 mm OSB Platten wurde die Außenschalung der rechten Seite und Front vorgefertigt und probehalber mal aufgestellt.
Jetzt wurde festgelegt, an welchen Stellen die Abflüsse aus 50er und 63er PVC Rohr platziert werden. Ebenso der Einlas aus
40er Rohr vom Filter. Danach wurde die Schalung wieder entfernt um die Fußbodenheizung zu verlegen.
- Fazit nach einem Jahr Laufzeit: würde heute die Abflüsse min. in Durchmesser 75 mm verwenden.
Die Noppenplatten der Bodenheizung waren schnell angepasst und mit Bauschaum fixiert. Ein Heizkreis aus 96 Meter Verbundrohr
wurde schnell verlegt und die Rohrenden gegen eindringen von Schmutz gesichert.
Damit der Beton die nötige Stabilität bekommt wurden einige Baustahlmatten und Baustahl geordert. Mit einem Biegegerät
wurden die Baustahlmatten zurecht gebogen. Schwieriger war es an den Stellen, wo später die Scheibe anliegt, hier waren die
Abstände sehr eng, aber machbar. Mit selbst angefertigten Abstandhaltern und Drunterleisten vom Baustoffhändler wurden die Matten
doppelt eingebracht und zusätzlich mit Rundstahl verstärkt. Für den Sturz, der als oberer Anschlag für die Frontscheibe diehnt,
wurde ein Winkeleisen 120x80x10 mm in 4 m Länge geordert. An den Enden wurden Spreizanker geschweißt, welche in die
Seitenwände hinein ragen. Im Winkeleisen liegt zusätzlich ein selbst angefertigter Stahlkorb.
Nun wurde die Schalung soweit fertig gestellt, damit im ersten Schritt die Bodenplatte betoniert werden kann. 2,5 cm³ Kies und
30 Sack Zement waren bereits geordert und im Carport unweit eines der Kellerfenster deponiert. Von hier aus ging später der Beton vom
Mischer über eine Rutsche in den Keller und von da ins zukünftigen Becken. Danach per Muskelkraft ins Becken. Mit einem Flaschenrüttler
wurde der Beton verdichtet und anschließend geglättet.
Nachdem die Bodenplatte getrocknet war wurden die Schalung der Innenwände angepasst und im Inneren des Beckens aufgestellt. Vielen
Meter Kanthölzer wurden für die Stabilisierung der Schaltafeln benötigt, zugesägt und verschraubt. Ich muß zugeben, diese Menge hatte ich
unterschätzt. Zufluß - und Abflußrohre wurden eingebracht und noch einmal die Abstände der Baustahlmatten zu den Schaltafeln kontrolliert.
Der Beton gelangte ebenfalls wieder per Rutsche in den Aquariumkeller und wurde dann aufwendiger mit Eimern in die Schalung verteilt.
Nach jedem Drittel wurde mit dem Flaschenrüttler der Beton verdichtet. Nachdem alles verfüllt war, heißt es abwarten. Am dritten Tag
wurden die Kanthölzer gelockert und nach weiteren vier Tagen die Schaltafeln entfernt.
Ganze 5 Wochen später wurde das Becken an einem Freitag Abend mit HP-E80FS grundiert. Samstag früh erfolgte die Beschichtung mit
Epoxid Harz HP-E45TM mit Bidiagonal Glasgelege HP-B320 in 3 Lagen nass in nass verlegt. Hier mußte man besonders darauf achten,
das keine Luftblasen unter dem Gelege verbleiben, indem man mittels Anpressrolle im Fischgrätenmuster nach unten die Blasen auspresst.
Aber auch die Verarbeitungszeit von 30 Minuten bei 20°C Verarbeitungstemperatur spielte eine große Rolle, immerhin hatten wir
aktuell Außentemperaturen von 39°C. Nach schweißtreibenden 9 Stunden war es endlich geschafft und wir, meine 2 Helfer und ich
waren ganz schön geschafft. Gleich am Sonntag morgen erfolgte die farbige Deckschicht. Dazu wurden je eine kleine Harzmenge mit
verschiedene Farbpikmenten schwarz, hellgrau, grün und hellblau, und eine entsprechende Menge Mattierungsmittel BEL81 zugemischt.
Das Mattierungsmittel verhindert den Glanz der letzten Schicht, verkürzt jedoch die Verarbeitungszeit um ein Vielfaches, max. 10 Minuten.
Bei der eingefärbten Harzschicht braucht man jedoch etwas Fantasie, weil das Ergebnis erst mit dem Abtrocknen der Deckschicht so richtig
sichtbar wird. Aber hier hat eh ein Jeder eine andere Ansicht. Mir gefällt es und den Fischen hoffentlich auch. Die Frontscheibe
in 19 mm Weißglas ist bereits bestellt und wird hoffentlich bald geliefert.
Damit die Scheibe ihr Ziel im Kellerraum erreichen kann waren einige Vorbereitungen nötig: ein Kellerfenster mußte komplett
ausgebaut werden. Die Tür vom gegenüberliegenden Raum mußte komplett weichen und der Ausschnitt um ca. 25 cm vergrößert werden.
Ein Rahmen aus Dachlatten in der Größe der Frontscheibe diente mir als Vorlage ob alles so durchgeführt werden kann.
Bei der Lieferung der Frontscheibe wurde mit dem Lieferanten eine Vorlaufzeit von 2 bis 3 Tagen vereinbart um genügend Helfer
vor Ort zu haben. Die Realität sah jedoch anders aus. An einem Montag gegen 15 Uhr kam der Anruf, die Scheibe wird um 17:30 Uhr
geliefert. Panik pur und unzählig viele Telefonate folgten. Aber auf Freunde ist eben Verlass und ausreichend Helfer waren
pünktlich zur Stelle. Die Scheibe mußte ums Haus über das gesamte Gartengrundstück getragen werden. Dann diagonal durch den
kleinen Fensterausschnitt durch. Scheibenhöhe 1 Meter und eine Diagonale von 1,04 Meter erforderte sanftes überlegtes Handeln,
Präzisionsarbeit und Anspannung pur! Fast geschafft, die Scheibe steht im Fischkeller vor dem Becken, nach kurzer Verschnaufpause
dann mitten drin. Glücklicher Weise hatte ein befreundeter Aquarienbauer die Scheibe bereits am nächsten Tag eingeklebt. Hierfür
wurden 9,5 kg Silikon benötigt. 5 bis 6 Wochen sollte es dauern, bis das Silikon komplett ausgehärtet ist.
Bei der Filterung habe ich mich nach langer Überlegung für einen Selbstbau entschieden. Zwei 300 Liter Regentonnen werden mit
12 Schaumstoffpatronen bestückt. Als Vorfilter soll ein selbst gefertigter Vliesfilter mit 30 cm breitem Vlies dienen, da sich
bereits ein selbst gebauter Vlieser mit 20 cm breitem Vlies für das Wohnzimmerbecken bewährt hat. Für eine zusätzliche
Edelstahlheizspirale wurde ein Anschluß im Vorfeld verlegt. Ebenfalls wurde die Bodenheizung mittels RTL Ventil an den
Rücklauf der Zentralheizung angeschlossen. Zur Sicherheit wurde noch ein Termostatventil mit Fernfühler in den Vorlauf
eingebracht. Mit einer regelbaren 24 Volt Pumpe Jebao DCP 15000 wird das gereinigte Wasser über ein
40 Watt UV Gerät dem Becken zugeführt, so ist der Plan.
Die Beleuchtung besteht aktuell aus 7 Stück 20 Watt Baustrahlern. Diese werden an einen Rahmen aus Kanthölzern zur Probe mit Zwingen
befetigt. Um einfach zu sehen sind 7 ausreichend und wie sind die Lichtefekte, bevor sie dort fest verschraubt werden. Der Rahmen
ist zum besseren Einsteigen ins Becken nach vorn verschiebbar. Dazu wurden 2 Schiebetürschienen an der Decke befestigt, was im
Nachhinein perfekt funktioniert. Somit kann man sich ungehindert im Becken bewegen und es kommt noch genügend Licht durch die
Frontscheibe. Geplant war eigentlich die Strahler dimmbar zu steuern, hab mich aber für die einfache Lösung mittels Zeitschaltuhren
entschieden. Beginne mit 20 Watt und kann jeweils weitere 40 Watt je nach Bedarf zuschalten, volle Beleuchtung entspricht somit 140 Watt.
Bilder folgen...
Samstag 21.11.2020 ein spannender Tag, der Silikon ist ausgehärtet. Die XXL Wurzeln, welche seit Mai im Koiteich lagern können
nun endlich heraus geholt werden. Wegen der Größe und dem Gewicht war dies allein nicht machbar, zu dritt aber gerade so machbar.
Noch einmal mit dem Hochdruckreiniger gesäubert, mit der Sackkarre in den Keller gefahren und vor dem Becken aufgestellt. Nun sah
man erst mal die Dimensionen und überlegte wie sie im Becken am besten aufgestellt werden können. Um Fäulnis im Sand Kies Gemisch
zu verhindern kamen größere Steine zwischen Beckenboden und Wurzel. Anschließend einige Wannen / Eimer gewaschener Sand und Kies
hinein. Jetzt hies es Wasser marsch und das dauerte einige Stunden. Nach 6 Stunden, am Abend war das Becken voll und vor allem dicht.
Dennoch war die erste Nacht bie zur morgigen Kontrolle auf Dichtheit etwas unruhig. Die Bodenheizung wurde in Betrieb genommen.
Den Filter habe ich zur Sicherheit erst an den nächsten Tagen tagsüber getestet, bevor er dann in den Dauerbetrieb genommen wurde.
Von Tag zu Tag wurde das Wasser klarer und nachdem die Temperatur 22°C hatte zogen bereits die ersten Fische, ca. 60 Guppys zum Test ein.
Mitte Dezember zogen bei einer Temperatur von 29°C nach und nach je eine Gruppe Heros notatus / Rio Branco, Uaru amphiacanthoides und
einige eigene NZ Geophagus sveni / Rio Parana ein. Alle haben sich gut eingelebt und es gab bereits die ersten Gelege. Eine Gruppe
Synaptolaemus latofasciatus zog noch nachträglich ein. Einfach genial und schön anzusehen, man könnte sagen; der Besatz
zeigt in einem Becken dieser Größe ein naturnahes Verhalten. Eigentlich so, wie ich es im Januar 2019 beim Schnorcheln in den Flüssen des
kolumbianischen Regenwaldes erleben konnte.
Februar 2021, das Becken läuft mit dem Besatz seit 7 Wochen recht gut. Die Bodenheizung funktioniert perfekt. In dieser Zeit wurden öfftere
kleine Wasserwechsel mit kaltem Regenwasser durchgeführt, dabei sinkt die Temperatur gerade mal um 1°C. Auch die Geophagus sveni
hatten bereits Nachwuchs. Die Guppys haben sich bereits verdoppelt. Eigentlich wollte ich diese nach der Einlaufphase zum
größten Teil wieder heraus fangen. Das ist jedoch bei der Beckengröße unmöglich zu schaffen. Weiterhin wird noch je eine
Gruppe Mesonauta insignis, ein Paar Crenicichla acutirostris und Pseudorinelepsis pellegrini L 95 einziehen.
Sept. 21 stand für mich fest, ein neuer Filter muss her. Das alte System tat zwar was es soll, jedoch waren die Reinigungsintervalle
recht kurz bei dem Besatz. Zum anderen sind die Verschraubungen recht empfindlich in Bezug Dichtheit weil die Wandung der Regentonnen
gebogen und nicht gerade sind.
In 2022 wurde an Stelle der Regentonnen ein neues Filtersystem geplant. Ein Aquarium/Filterbecken 1400x850x700 und ein Vliesfilter
Rollermat XC bestellt. Das Filterbecken bekam einen Ablauf zur Reinigung und einen Notüberlauf. 6 Aufnahmen aus verschiedenen PVC Teilen
wurden installiert, darauf kamen 42 Schaumstoffpatronen 10x10x50. Obenauf der Rollermat, den ich ebenfalls optimierte mit einem Bodenablauf
für einen schnellen Spülvorgang der Bodenwanne. Dieses System hatte gegenüber der vorherigen Filterung eine große Reserve, der Schmutz wurde mit
dem Rollermat ständig aus dem System entfernt und belastet den Patronenfilter nicht mehr.
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